Lang hat’s gedauert,
aber nun kann ich endlich berichten: ES lebt! (Muhahahaha!!!)
Gemeint ist natürlich mein erstes selbstgebautes Longboard!
Nachdem das erste Pressergebnis
nicht mal des Ausschneidens würdig war und Nummer zwei
leider viel zu früh von uns gegangen ist,
fährt es sich nun auf dem ersten gelungenen Diy Longboard
doch recht angenehm….
Aber von vorne:
Da ich nicht dauerhaft die Furnierpresse
mit meinen Experimenten belegen wollte
und das Teil ja auch nachbaubar sein sollte,
entschied ich mich diesmal, selber eine Rippenpresse zu bauen.
Ich hatte schon öfter in diversen Foren darüber gelesen
und das Prinzip ist auch recht einfach:
Schablone und Sperrholz liegen zwischen zwei Pressplatten aus Multiplex.
Die Platten werden dann mittels Kanthölzern,
die über je zwei Gewindestangen verbunden sind, zusammengedrückt.
Außerdem wurde der Shape (die Form), sowie das Material leicht verändert (im Vergleich zum Vorgänger),
um mehr Stabilität zu erlangen. Da die letzte Boardversion mir auch etwas zu kurz erschien,
wurde dieses Board auch etwas länger und misst jetzt etwa einen Meter.
Im folgenden gibt’s nun endlich auch eine kleine Bauanleitung fürs Longboard, mit meinen gemachten Erfahrungen,
damit Du nicht die gleichen Fehler machen musst, wie ich, um an dein erstes Diy Longboard zu kommen .
Vorbereitung Longboardbau: Bau einer Rippenpresse
Der Bau der Presse ist recht simpel. Je nach Länge des zu pressenden Teils und Dicke der Pressplatten
werden alle 10-20 cm die Pressrippen angesetzt. Entsprechend viele Kanthölzer und Gewindestangen werden benötigt.
In diesem Fall sollte das zu pressende Longboard etwa 1000mm lang werden und ich habe acht Rippenelemente
aus je 2 Gewindestangen + 2Kanthölzern verwendet. Um die Presse einsatzbereit zu machen,
bekommen die Kanthölzer zunächst alle an den Kopfenden eine 9mm Bohrung, damit die 8mm Gewindestangen locker durchpassen.
(Tipp: je größer der Durchmesser der Gewindestange,
desto höher auch die Gewindesteigung und desto weniger nötige Schraubumdrehungen beim Pressen)
Dann die Gewindestangen durch die Bohrung schieben und auf ein Ende (selbstsichernde oder gekonterte) Mutter + Karosseriescheibe drehen.
Dann das zu pressende Objekt aufs Kantholz legen, anderes Kantholz von oben auf die Gewindestange gesetzt
und mit einer weiteren Mutter + Karosseriescheibe alles zusammendrücken.. tadaa !!!
Um überall den gleichen Druck zu erlangen könnte ein Drehmomentschlüssel beim Anziehen helfen.
Da ich keinen hatte, richtete ich mich nach dem Maß zwischen den Kanthölzern und habe sie überall gleich weit zusammengedrückt.
Vorbereitung Longboardbau: Die Schablone
Da das Board sowohl hochgezogene Kicker haben, als auch in Längsrichtung eine Rundung aufweisen sollte,
musste das Sperrholz in zwei Richtungen gebogen werden. Um das hinzubekommen, muss beim Pressen also
die Mitte des Decks eingedrückt werden. Dabei helfen zwei Schablonen aus MDF und Weichfaserplatten.
Auf die zwei gleich großen MDF Platten brachte ich einerseits einen Rahmen aus Weichfaserplattenstreifen auf
und auf die Gegenschablone eine mittig liegende Weichfaserplatte. Am Platz gehalten wurde die Weichfaser mittels Doppelklebeband.
Der eigentliche Bau des Longboards:
Material:
4 Stück Pappel Sperrholz (2 davon dienen als Presszulage)
2 Stück Buche Sperrholz
Leim (D3)
Lack
Ggf. etwas Reperaturwachs, um kleinere Löcher zu füllen, die sich an den Kanten auftun könnten.
Werkzeug:
Rippenpresse (+Schrauben- oder Drehmomentschlüssel)
Leim-/ Zahnspachtel
Stichsäge
Akkuschrauber + Bohrer
Schleifpapier (Bandschleifer und/oder Exzenter schonen die Finger)
Zwingen+ Zulagen um beim Pressen anfangs die Lagen gegen Verrutschen zu sichern
Aus dem ersten Versuch ein Longboard zu pressen hatte ich schon gelernt,
dass die einzelnen Lagen des Boards nicht alle auf einmal gepresst werden sollten,
besonders falls dazwischen auch noch einzelne Furnierschichten liegen sollen.
So werden nämlich Unmengen an Leim ins Material gebracht, die effektiv… NIE trocken werden
und man nur einen matschigen Haufen Sperr(müll)holz erhält. Der zweite Versuch lehrte mich,
dass Pappelsperrholz alleine nicht stabil genug ist. Besonders wenn auch noch die Achsen von Oben montiert werden sollen
und somit durch große Ausschnitte viel Material flöten geht.
Also wählte ich für die äußeren Lagen des Longboards stabiles 4mm Buche Sperrholz und nur der Kern ist aus leichterer Pappel gepresst.
Für zusätzliche Stabilität sorgen diesmal von unten montierte Achsen sowie ein etwas breiter gehaltenes Tail/Nose.
Press also das Deck schrittweise!
Zuerst wird der Kern des Boards aus zwei Lagen Pappel gepresst
und nach einem Tag der Trocknung werden im zweiten Schritt
die Buchelagen oben und unten gleichzeitig aufgepresst. Wieder mindestens ein Tag Trocknung.
Als Leim kam bei mir ein Wasserfester D3 Leim zum Einsatz, der per Zahnspachtel aufgetragen wurde.
Verleimt wird am besten bei Raumtemperatur und die Presse sollte möglichst gleichmäßig und zügig zusammengedrückt werden,
da der Leim zügig abbindet und es so immer schwerer wird, die Teile in die entsprechende Form zu bringen
und natürlich auch die spätere Haftung darunter leiden kann.
Ich habe zuerst nur mit vier der acht Rippen Druck aufgebaut
um die Lagen in die Schablone zu drücken und erst zum Schluss die restlichen vier mit angezogen,
da so die Muttern ohne Schraubenschlüssel schnell nahe dem endgültigen Druckpunkt gedreht werden können, um Zeit zu sparen.
Um noch etwas schneller zu sein, hilft es, die Gewindestangen in den Akkuschrauber zu spannen,
um die Muttern schnell in die richtige Position zu bringen. Um den Druck besser zu verteilen,
wird bei jedem Pressvorgang oben und unten eine Lage 3mm Pappel zwischen Schablone und Longboard-Rohling gelegt.
Besonders beim zweiten Pressen habe ich mir noch mit Zwingen und Zulagen geholfen,
die Lagen gegen seitliches Verrutschen zu sichern, da der Leim anfangs ein super Schmiermittel ist…
Wenn soweit alles trocken und schön in Form gepresst ist,
kann die Außenlinie aufgezeichnet werden.
Hierbei helfen dir ein Mittelriss Längs, sowie quer.
Dann wird eine Schablone des Shapes z.B. aus Pappe gefertigt,
die genau ein Viertel des Longboards darstellt,
und die nun jeweils an der Mitte gespiegelt
und auf den Rohling übertragen wird. So wird’s symmetrisch.
Entlang des Anriss wird das Longboard dann per Stichsäge ausgeschnitten.
Nun kann die Achsenposition festgelegt
und die zugehörigen Bohrungen angelegt werden.
Die Kanten habe ich dann mit dem Bandschleifer und teils per Hand sauber geschliffen
und kleinere Löcher, die sich im Sperrholz auftun, mit etwas Wachs ausgebessert.
Lackieren des Boards
Nach dem Schleifen folgt die erste Schicht Klarlack. Um diesen sauber und gleichmäßig aufzubringen solltest Du immer in graden,
gleichmäßigen Linien von Dir weg arbeiten und immer etwa 1/3tel in die vorher gesprühte Lackspur zielen.
Nach der Trocknung kurz zwischenschleifen und die zweite Schicht folgen lassen.
Tipp: Um beide Seiten gleichzeitig zu Lackieren,
einfach vier dünne Nägel ohne Kopf in ein Brett schlagen, auf denen das Board beim Lackieren gelagert wird 😉
Auf die Klare Grundierung habe ich dann mit Maskierfolie und Schwarzem Sprühlack noch ein altes Foto von mir auf dem Wasser
in eine Silhouette verwandelt und dort verewigt, die durch zwei weitere Schichten Klarlack etwas geschützt wird.
Montage des fertigen DIY- Longboards
Nach der Trocknung können dann auch schon das Griptape aufgebracht (das muss ich unbedingt nochmal üben… )
und die Achsen montiert werden (Hier mit schick rustikalen Sechskantköpfen+Unterlegscheibe).
An dieser Stelle noch ein kleines Lob an Skatedeluxe
für die superschnelle Lieferung des Zubehörs ! (Keine bezahlte Werbung, einfach nur zufriedener Kunde;-) )
Da ich durch etwas niedrigere Achsen und etwas kleinere Rollen auch mit dem Board etwas näher Richtung Straße kam,
wurden die Achsen in diesem Fall auf der Unterseite und nicht wie beim letzten Mal auf der Oberseite befestigt.
So kann das Deck an dieser Stelle durchlaufen und wird Stabiler.
Bei der Fahrt merkt man nun einen angenehmen Flex und trotzdem ein recht direktes Lenkverhalten,
welches sicher auch durch die TKP(Traditional Kingpin)- Achsen begünstigt wird.
Die Kicker lassen sich auch super für Wheelies oder engere Richtungswechsel nutzen.
Herausgekommen ist also ein Freeride Longboard,
welches besonders in der Stadt beim Tricksen und lockerem Cruisen funktioniert.
Schnelle Downhill- Fahrten werde ich damit allerdings eher nicht angehen,
da durch die weiche Lenkung und den Flex die gefürchteten Speed-whobbles
(Aufschaukeln des Boards, bis der Fahrer abgeschmissen wird) vorprogrammiert sind .
Edit: Hier gibt’s auch den ersten Beweis für die Fahrtauglichkeit 😀
Gefällt Dir mein Longboard oder hast Du noch andere Ideen dazu?
Dann lass Doch einen Kommentar hier und/oder teile die Idee mit deinen Freunden!
Viel Spaß beim nachDIYen
P.S.
Um das Board später auch noch dekorativ lagern zu können, hab ich auch eine Idee für eine ganz einfache Longboard Wandhalterung (Link)
Dann hat es ja doch noch mit dem selbstgebauten Longboard geklappt. Sieht super aus und wenn es für gemäßigtes Fahren ausreicht, hat die Arbeit sich ja gelohnt. Und abgesehen von dem Zubehör, das man dazu kaufen muss, ist es bestimmt auch eine gute Kostenersparnis. Die Materialienkosten für das Holz hält sich doch bestimmt in Grenzen im Vergleich zu den Preisen für fertige Longboards.
Hi Lukas,
freut mich, dass Dir mein Board gefällt. Die Arbeit hat sich devinitiv gelohnt und das nicht nur für „gemäßigtes Fahren“ 😉
Die Materialkosten sind wirklich gering. Wenn ich die Presse (und die Fehlversuche…) abziehe liege ich bei unter 50€ inclusive Lack.
Grüße